Pilgern/ Wandern, trotz psychischem Handicap
Wir wissen um die Schwierigkeiten
Wir sind unserer Verantwortung bewusst. Daher nehmen wir uns Zeit Sie besser kennenzulernen, um ein tieferes Bild von Ihnen zu gewinnen. Denn umso mehr wir von Ihnen wissen, umso besser können wir auf Sie eingehen. Schon in den Vorabgesprächen sprechen wir über ihre Motivation hinter ihrem Vorhaben, über ihre Fitness und möglichen Einschränkungen. Darüber hinaus über ihre Wünsche zu den Übernachtungsorten oder was Sie hemmt, ihren Weg aufzunehmen. Jedes Details ist uns wichtig und wird in der Planung mitaufgenommen.
Bevor wir uns auf den Weg machen!
Vorteil, wenn Sie um Ihre Erkrankung wissen und bereits im Vornherein gute Mechanismen und Techniken in sich
tragen, dann stehen die Chancen sehr gut, dass ein Jakobsweg zu gehen für Sie eine gute Idee ist.
Fachliche Einschätzung einholen
Doch wir raten an, sich eine fachliche Einschätzung, durch zum Beispiel Arzt/Ärztin – Psychologe/Psychologin oder Therapeut/in einzuholen. Es geht hier um die Sicherstellung ihrer Grundstabilität, auf der Sie zurückgreifen können, wenn es mal nicht so gut läuft. Wenn Sie bereits in einer Therapie sind, holen Sie sich Tipps ein, wie Sie ganz konkret mit einzelnen Situationen umgehen können, die Sie vielleicht auf dem Weg besonders fordern.
Sein Sie ehrlich zu sich selbst
Auch zu sich selbst ehrlich zu sein, ist ein wichtiger Hinweis, den wir Ihnen geben wollen. Denn manchmal merkt man, dass man sich selbst belügt und es einem eigentlich viel schlechter geht als man sich eingestehen möchte. Jedoch andersrum spürt ein Anderer, dass man eigentlich längst so weit ist sich etwas zuzumuten und das es hierfür etwas Mut und Zuspruch erfordert.
Ein Jakobsweg zu gehen ist nicht vergleichbar
Hören Sie nicht auf gut gemeinte Ratschläge von "erfahrenden" Pilgern. Lassen Sie sich nicht verunsichern, die Ihnen erzählen wollen, wie ein Jakobsweg auszusehen hat. Denn ein Jakobsweg ist mit einem anderen kaum vergleichbar. Und dass erst recht nicht, wenn man unter so anderen mentalen Bedingungen seinen Weg aufnimmt.
Zum Beispiel kann man mit einer Depression manchmal morgens schwerer Aufstehen. Wenn dann einen die Pilgerherberge aber nach einer durchgegrübelten Nacht um neun Uhr vor die Tür setzt, ist es nicht verwunderlich, wenn man dann völlig verloren am Straßenrand sitzt, den fröhlichen Pilgerscharen zuschaut und sich fragt "was zur Hölle man hier eigentlich gerade macht" (Obwohl diese Frage sich fast jeder Pilger auf seinem Weg schon mal selbst gestellt hat). Keinen sicheren Rückzugsort zu haben kann genau das sein, was einen "zu viel" ist, was Stabilität raubt und einen sogar dann zum Abbruch zwingen könnte.
Geben Sie sich Fürsorge
Ein Jakobsweg kann einen an seine Grenzen bringen und viele darüber hinaus. Das kann etwas Gutes sein, denn Sie wachsen daran, aber es kann auch in einer Gegenrichtung gehen, wenn Sie nicht aufmerksam genug auf sich selbst sind. Denn wenn ein Mensch mit entsprechenden Vorerkrankungen "über seine Grenzen geht", kann es zu einer Panikattacke oder einem Flashback führen.
Wissen über den Etappenweg ansammeln
Wenn es Ihnen für die emotionale Vorbereitung hilft, den ausgewählten Jakobsweg im Detail zu studieren, dann machen Sie das. Wenn Sie Angst davor haben, vorgefertigte Etappen möglicherweise nicht zu schaffen, dann lassen Sie sich von uns die Etappen individuell anpassen.
Ihre Medikamente einplanen
Wenn Sie Medikamente nehmen, sorgen Sie dafür, dass diese in ausreichender Menge zu Verfügung stehen. Oder auch vorbeugend - wenn Sie zum Beispiel unter Panikattacken neigen, bisher aber keine Medikamente dagegen haben, dann überlegen Sie, ob Sie nicht für den Notfall doch etwas mitnehmen möchten. Auch wenn es nur für ein gutes Gefühl sorgt.
Holen Sie sich von Ihren wichtigsten Personen ihre Zustimmung ein
Wenn Sie allein, das heißt in diesem Fall ohne ihren Lebenspartner gehen wollen, dann holen Sie, wenn möglich, dessen Segen ein. Bitten ihn/sie sich für einen
Augenblick loszulassen. Bitte sie/ihn sich mit guten Gedanken zu
begleiten und an Ihnen zu glauben. Vielleicht hat Ihr Partner/in womöglich schon lange bemerkt, dass Ihnen etwas fehlt. Auch das ihnen eine "Auszeit" richtig gut tun wird.
Sie werden auf ihrem Weg mehr an Lebendigkeit zurückgewinnen. Eine Lebendigkeit die nach ihrer Wiederkehr ihren Partner oder ihrem Umfeld sogar mitanstecken kann.
Ansprechen schadet also nicht, vielleicht findet er/sie ihre Idee richtig klasse und möchte Sie bei der Umsetzung unterstützen. (Weil er/sie diesen Wunsch auch schon mal heimlich hatte?)

"Gib das, was Dir wichtig ist nicht auf, nur weil es nicht einfach ist." (Albert Einstein, deutscher Physiker)
Unsere Begleitung WÄHREND ihres Weges
Wir wissen um unsere Pilgerwege
Wir wissen
um die Beschaffenheit unsere Pilgerwege. Daher wissen wir welche Abschnitte kräftezehrend sein
könnten oder welche Orte besonders sehenswert sind. Zugleich wissen wir, welche
Abschnitte man überspringen sollte, falls man nicht die Zeit oder Muße hat
jeden Kilometer des Weges zu gehen.
Wenn ihre Kräfte mal nachlassen
Kurios, wer sich zum Beispiel den Fuß verletzt, "darf" Taxi fahren. Das gleiche gilt auch für Sie. Das Abenteuer mal Abenteuer sein zu lassen und sich einfach schnell an einen ruhigen Ort mit Bett und Wänden bringen zu lassen, ist genauso legitim, wenn es einem emotional nicht gut geht.
Wie viele Kilometer werden am Tag gegangen
Grober Richtwert – abhängig von ihrem gewählten Jakobsweg. Am ersten Tag nicht mehr als 10Km, am 2.Tag nicht mehr als 15Km und am 3.Tag nicht mehr als 18Km. Danach sind Sie schon mehr "eingelaufen" und Sie wissen dann, auf was Sie auf ihren Körper hören müssen und wie weit Ihre Füße Sie tragen. Selbstverständlich kann es eine gewisse Herausforderung sein, am dritten Tag nacheinander zu gehen. Diese Erfahrung ist für uns Teil des Pilgerns. Genauso wie die Möglichkeit, die Strecke in ihrem Tempo zu gehen und dabei so viele Pausen zu machen, wie Sie brauchen. So planen wir auf der gesamten Strecke auch einen Ruhetag mit ein.
Den Pilger(geh)rhythmus aufnehmen
Mir wurde mal gesagt "Pilgern ist wie Wandern - nur langsamer". Das geeignete Tempo finden. Auch mal die Geschwindigkeit herauszunehmen. Sich mehr Pausen gönnen, mal Inne zu halten oder sich auch mal zu stoppen. Es gibt so einige wichtige Faktoren, die beim Gehen zu beachten sind. Es geht darum, mehre Tage auf der Pilgerreise zu sein. Zudem können wir uns gut auf ihrer Gehgeschwindigkeit einstellen.
Auszubrechen aus der Gedankenspirale
Grenzen zu überwinden, sich selbst wieder zu spüren und Gefühle "zu fühlen" ist was sehr Wertvolles. All das funktioniert nämlich im normalen Alltag für einen, der Angst oder Depressionen hat, oft nicht mehr so richtig. Denn leider ist oft die Gefühlswahrnehmung stark verschoben (zu viel Negatives, zu wenig Positives). Auf dem Weg können Sie sich (neu) sortieren! Auch biochemisch gesehen können Sie manche festgefahrenen Strukturen ihres Denkens verlassen und (neue) förderliche Strukturen aufbauen.
Wir kümmern uns ebenso um ihre Unterkünfte
Wir kümmern uns ebenso um ihre Unterkünfte, entlang des Pilgerweges. Sei diese günstig oder komfortabel / zentral oder ehr ruhiggelegen, so wie es Ihnen am passendsten erscheint.
Unsere Begleitung NACH ihren Pilgerweg
Wer so einen Weg geht, wird wahrscheinlich mal an seine eigenen Grenzen anstoßen. Diese Grenzen auch zu überwinden, die Chance das dieses gelingt, sind hoch! Die Chance, wertvolle Erkenntnisse daraus fürs Leben mitzunehmen, sind ebenfalls sehr hoch. Mit ihrem Handicap im Leben besser zurechtzukommen, diese Chancen stehen ebenfalls sehr gut.
Sie können den Jakobsweg symbolisch, wie die Reise durch ihr Leben verstehen. Während Sie pilgern, lassen Sie Vergangenes und womöglich auch negative Erlebnisse hinter sich. Stolze Momente und schöne Erlebnisse werden Sie bereichern. Auch unangenehme Situationen, Pannen und Schmerzen haben Sie ebenso kennengelernt. Dennoch gelernt mit diesen umzugehen, diese zu überwinden, um anschließend ihr zukünftiges Leben kraftvoller zu gestalten. Ein weiteres Mal sind wir für Sie da, um die gewonnen Erkenntnisse und Fähigkeiten in ihr Leben zu integrieren.

Wandern mit der "Schattenseite" - Weitere Frage & Antworten
Kommen Sie an Belassungsgrenzen?
Als Erstes, jeder Mensch hat eine Belastungsgrenze. Je näherer er sie kommt, werden bestimmte Symptome angezeigt. Symptome wie bestimmte Verhaltensweisen, bestimmte Emotionen, die wiederum an unseren innerlichen Programmen geknüpft sind.
"Wegweiser", die wir als Person in uns haben, die wir lesen - bemerken oder auch sehen können. Durch gezieltes Reflektieren können Sie mit unserer Hilfe diese verändern / gegebenenfalls auch das Gegensteuern erlernen.
Halten Sie auch die schweren Passagen durch?
Menschen mit psychischem Handicap sind meist anderen Menschen sogar voraus. Sie sind nicht (wie man annehmen könnte) wehleidig, sondern ganz im Gegenteil. Tiefpunkte zu überwinden und trotzdem weiterzumachen, damit kennen sie sich bestens aus!
Jeder, der sich auf einen längeren Pilgerweg aufmacht, hat Schmerzen, Der einer mehr, der andere weniger. Schmerzen auf dem Pilgerweg "annehmen" heißt, mit Schmerzen auf dem Jakobsweg gewesen zu sein. Um entgegenzuwirken, planen wir die Etappen genau nach Ihren Anforderungen, sei es in Bezug auf die Dauer oder Schwierigkeitsgrad der Etappe.
Dürfen Sie ihre Gefühle offen zeigen?
Tränen wird es vielleicht auch irgendwann einmal geben. Wenn zum Beispiel ihre Gefühle Sie überwältigen. Dann ist es so weit! Schämen Sie sich nicht dafür, sondern begreifen Sie diesen Moment als etwas wertvolles, als etwas ganz Besonderes. Sie sind angekommen und bereit, auf ihren Weg nun vieles "nachzuholen". Es fällt Ihnen vielleicht auf was Ihnen gefehlt hat oder was Sie bisher unterdrückt haben. Auch vor Glück, dass finale Etappenziel erreicht zu haben.
Jeder Pilger auf dem Weg ist automatisch Teil der Pilgergemeinschaft. In diesem Sinne bietet diese neue soziale Umgebung eine starke emotionale Unterstützung, die für diejenigen, die zum Beispiel gegen Depressionen und Angstzustände kämpfen, von grundlegender Bedeutung ist.
Können Sie auch während einer Therapie losgehen?
Da ist eine klare Unterscheidung zu beachten. Im Grundsatz ist während einer Therapiezeit oder im Nachgang einer Therapie empfehlenswert. Da kommt es jedoch auf den Schweregrad der ganzen Thematik oder psychischen Störung an.
Ein Beispiel: Wenn eine Person ein schweres Burnout hat (was letztendlich eine Depression zuzuordnen ist, wohlmöglich mit Suizidalität), dann erstmal eine (stationäre)Therapie. Wenn es jedoch eine "leichte" Depression ist, diese z.B. abgeklärt durch einen Psychotherapeuten und dieser gibt Ihnen "Grünes Licht" für den Pilgerweg, dann ist es eine gute Basis, um mit uns zusammen loszugehen.